Rita Prigmore geborene Winterstein überlebte als Saeugling die Graeuel der NS Zeit. Und das ist alles andere als selbstverstaendlich. Als Angehörige der Minderheit Sinti und Roma gehörte ihre Wuerzburger Familie aus Sicht der fanatischen NS Schergen einer minderwertigen Rasse an und sollte ausgeloescht werden. Ein Grossteil ihrer Familie wurde im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Aber Rita überlebte da sie als Zwilling von den NS Aerzten für medizinische Experimente gebraucht wurde. Rita Prigmore blickt aus dem Fenster auf das malerische Mainufer der Stadt Wuerzburg. Obwohl sie genau hier infolge der Menschenrechtsverletzungen der NS Pseudowissenschaft schlimmste Misshandlungen erfahren hat liebt Rita Prigmore ihre fraenkische Heimatstadt. Seit dem 16. Jahrhundert ist ihre Familie fest verwurzelt in der Gegend. Ihre Vorfahren haben hier als Korbflechter für die Weinbauern als talentierte Spitzenkloepplerinnen oder als Kuenstler und Musiker gearbeitet. Ritas Mutter Theresia Winterstein war am Wuerzburger Stadttheater eine beliebte Taenzerin und Saengerin. Aber auch wenn die Familie ein selbstverstaendlich integrierter Teil der Gesellschaft war und voll und ganz dazugehörte: Gegen den Rassenwahn der Nazis war kein Ankommen. Die NS Rassengesetze legitimierten das perfide Rechtssystem durch das Sinti Familien zunaechst systematisch diskriminiert als nicht lebenswert definiert und schliesslich zu einem Grossteil umgebracht werden konnten. Wer nicht ins Konzentrationslager deportiert wurde musste sich einer Zwangssterilisation unterziehen lassen. So auch die junge Taenzerin Theresia Winterstein. Doch als sie zu ihrem Sterilisationstermin kam stellten die Wuerzburger NS Aerzte ihre Zwillingsschwangerschaft fest. Die Saeuglinge durften zur Welt kommen wurden der Mutter Theresia Winterstein aber weggenommen. Die Mediziner jener Zeit fuehrten Experimente an den Maedchen durch. So versuchte man etwa die braunen Augen der Maedchen mit Tinteneinspritzungen blau zu faerben. Ritas Zwillingsschwester Rolanda überlebte diesen grausamen Eingriff nicht. Rita leidet heute noch unter den Spaetfolgen. In diesem Interview erzählt die beeindruckende 77 Jaehrige der Autorin Michaela Wilhelm Fischer von der Kraft einer Familie die trotz der Traumata wieder ins Leben fand von einem langen Kampf um Anerkennung hin zu einer Wiedergutmachung sowie von ihrer unbegrenzten Liebe zum Leben